Montag, 29. September 2014

5

Mein Herz schlägt schneller als deins,
sie schlagen nicht mehr wie eins
Wir leuchten heller allein,
vielleicht muss es so sein

aus: Auf anderen Wegen von Andreas Bourani

Samstag, 27. September 2014

4

Es ist 4:15 Uhr, ich stapfe durch die kalte September Nacht. Den Reißverschluss bis unters Kinn hochgezogen. Die Hände in den Taschen. Augen und Beine schwer. Der Weg ins Bett noch elendig lang. Meine Gedanken schweifen ab.
Ich erinnere mich an eine Zeit in der wir uns gemeinsam haben treiben lassen. Durch ganz Hamburg ging unsere Fahrt. Wir machten halt wo es uns passte. Gemeinsames Mittagessen. Sonnige Gedanken. Herzhaftes Lachen. Perfektion. Während ich meinen Erinnerungen nach hänge, hole ich fast automatisch mein Handy aus der Tasche und suche Deinen Namen. Zuletzt Online 03:35 Uhr. Neue Bilder durchfluten mein Gehirn. Melodien schwirren mir durch den Kopf. Marterias Lila Wolken. Wie war das schön, das Radio laut aufgedreht unsere Stimmen zum Brüllen angehoben, damit wir uns über die dumpfen Bässe noch unterhalten konnten. Wenn ich heute Lila Wolken höre, dann überkommt mich eine Wehmut die ich bisher noch nicht kannte und auch nie kennen wollte.
Fast automatisch schüttle ich den Kopf, versuche die Gedanken los zu werden. Stattdessen Sehnsucht an gemeinsame Abende im liebsten Club der Stadt. Du am Mischpult, den Vodka-Maracuja in der Hand, gut aussehend, die Mädchen scharen sich nur so um Dich. Die ersten Bässe, meine Augen suchend nach Deinen. Ein flüchtiges Lächeln umspielt Deine Mundwinkel. Du kämpfst Dich hinter dem Pult an der Bar entlang. Mit den Kumpels ausrasten. Alles los lassen. Nur eine Armlänge entfernt von Dir brülle ich mir die Seele aus dem Leib. Glückselig stehe ich da. Mein Becher schwappt über, genauso meine Gefühle, ich suche halt und finde Deinen Arm. Ein Kribbeln durchzuckt meinen ganzen Körper. Unsere Blicke treffen sich für eine Hundertstel Sekunde, bevor Du Dich von mir abwendest. Und Dich mir nie wieder zuwendest.
Ein Hupen reißt mich aus meinen Gedanken. Die Ampel rot. Die Verlockung einfach den Schritt zu gehen so groß. Die Vernunft siegt. Erschöpft steige ich die Stufen zu meiner Wohnung hoch. Streife mit letzter Kraft die Klamotten ab und falle leblos in mein Bett. Mein letzter Gedanke, bevor ich in den Schlaf falle Deine Lippen auf meinen.

"kannst Du auch nicht schlafen?"

https://www.youtube.com/watch?v=CrYYg_atdtk

3

Es ist Freitagnachmittag und wir sitzen mit bunter Kreide, einem glücklichen Kind und heißer Schokolade am Küchentisch, als das Gespräch auf mein "Liebesleben" kommt. Ich winke schmunzelnd ab und sage, dass das nicht mehr läuft. Meine Gegenüber muss ebenfalls schmunzeln, weicht meinem Blick aus und sucht sich eine neue Farbkreide aus. Ich fühle mich verunsichert. Da es sich bei meinen Gegenüber um eine gute und langjährige Freundin handelt, hake ich nach und will wissen, was sie so amüsiert.

- Was denn schon wieder das Problem sei?
- Ich empfinde einfach nicht dasselbe für ihn.
- Aber warum das ein Problem darstellen muss, wieso ich mich nicht trotzdem drauf einlasse und abwarte was geschieht.
- Weil er sich mehr in mich verknallt als es bei mir der Fall ist.
- Warum muss das ein Problem darstellen? Liebe und Beziehung finden doch nicht immer im Gleichgewicht statt. Das wächst zusammen und wird gemeinsam zu einem Großen und Ganzen.

Ich sehe sie an, zum Glück ist es Zeit aufzubrechen und ich muss mich  für den Moment nicht weiter damit befassen. Zum Abend hin spukt mir das Gesagte im Kopf umher. Ich kann nicht umhin zu denken, dass sie vielleicht Recht haben könnte mit dem was sie da gesagt hat. Es stimmt schon. Ich mache es den Männern in meinem Leben überhaupt nicht leicht sich einen Platz in meinem Herzen zu erkämpfen.
Und meine Festung beginnt zu schwanken, so wenige Worte bringen mich aus dem Gleichgewicht und lassen mich an mir zweifeln. Wenn es nur das wäre, dann könnte ich wohl darüber hinweg sehen. Mich auf das Ungleichgewicht einlassen und zu sehen wie wir gemeinsam wachsen. Wenn es nur das wäre. Aber da ist so viel mehr. Was ich meinen Mitmenschen preisgebe ist doch nur die Spitze des Eisbergs.

Ich warte auf Bauchkribbeln. Schmetterlinge im Bauch. Das Gefühl von freiem Fall und dem Aufprall in der Realität. Er ist irgendwo da Draußen. Bestimmt.

"Kennst du noch den Ort, wo ich auf dich gewartet hab?"

https://www.youtube.com/watch?v=AMT9IOyXmBM

Freitag, 26. September 2014

2

Und dann sind da diese Nächte in denen ich schweißgebadet aufwache und mich frage was ich mir dabei gedacht habe Dich zu verlassen. Das was wir hatten zu beenden. Von heute auf morgen. Für was. Die Fragen stürzen über mich herein noch bevor ich einen klaren Gedanken fassen kann.
Und dann flimmern mir all die guten Dinge durch den Kopf. Kopfkino vom Feinsten. Du und ich am Strand. Im Knöchelhohen Gras am Fluss. Dein Kopf auf meiner Brust. Du versunken in den Unitext, ich in die Wolken die über unseren Köpfen hinweg gleiten. Meine Gedanken verschwimmen mit dem hier und jetzt und ich verfange mich in einer Zeit die längst vorbei ist. Eine Zeit die ich nicht mehr zurück erlangen kann. Stumme Tränen strömen mir über das Gesicht, mein Herzschlag geht immer schneller. Der Kloß in meinem Hals ist hart und lässt sich nicht hinunter schlucken. Ich versuche mein Herz zu beruhigen. Ich erinnere mich an all die unschönen Dinge die da waren. Öffne die dunkelsten Kapitel und lasse langsam die Erinnerungen zu, warum das mit uns nicht sein sollte. Es fällt mir schwer mich in diese Abgründe treiben zu lassen. Zu groß ist das Verlangen nach heiler Welt. Aber heile Welt, dass war es nicht. Langsam versiegen die Tränen und ich kann wieder aufatmen. Ein Beben geht durch meinen Körper. Ein letztes zittern bevor ich genauso schnell einschlafe wie ich aufgewacht bin.
Am nächsten morgen erinnert mich nur meine verlaufene Wimperntusche an den Alptraum der mich mal wieder heimgesucht hat.

"und immer wenn mein Herz nach Dir ruft..."

https://www.youtube.com/watch?v=ETQ4QxYNM8k

1

Ich sitze in meinem Auto. Du neben mir. Das kribbeln, wenn ich Dich ansehe ist kaum auszuhalten. Die Luft lädt sich immer weiter elektrisch auf. Ich kann Dich kaum noch ansehen, weil ich weiß, dass es so falsch ist was ich denke, was ich mir wünsche. Was ich mir schon so lange Wünsche. Das Deine Lippen endlich meine berühren.
Als die Vernunft gerade die Oberhand gewinnen will und Du Dich vorbeugst um mir zum Abschied die gewohnte Umarmung und den Kuss auf die Wange zu geben, da brechen alle Dämme. Deine Lippen wandern von meiner Wange auf meine Lippen. Ein fester Druck, erst schüchtern, dann immer forscher. Mein ganzer Körper scheint zu beben. Meine Finger suchen Deinen Nacken, Deinen Haaransatz. Deine Lippen öffnen sich langsam aber bestimmt. Deine Zunge erforscht meinen Mund und sucht nach meiner Zunge. Die anfängliche Scheu legt sich. Immer wilder sind unsere Küsse. Mir fällt das Atmen schwer und ich wünsche Deine Hände überall zu spüren. Und dann genau so plötzlich wie diese Situation entstand, entziehst Du Dich meiner Umarmung und meinen Küssen.
Du nimmst meine Hände und legst sie zurück in mein Schoß. Und mir stockt endgültig der Atem. Ich kann Dich nur mit großen Augen ansehen und mir wünschen, dass das noch nicht alles war. Aber ich sehe Deinen Blick, kann Dir so tief in die Seele blicken wie schon immer. Ein großer Kloß formt sich in meinem Hals, ich wage es nicht etwas zu sagen, weil ich nicht möchte, dass Du hörst wie meine Stimme bricht. Du schenkst mir ein verlegenes und dennoch ehrliches Lächeln. Von draußen drückst Du noch einmal meine Hand und dann verschluckt Dich die Dunkelheit. Was bleibt ist die Erinnerung, so lebendig als wäre es erst gestern gewesen. Das Verlangen nach mehr ist nie erloschen.

"jede Liebe wird irgendwann ans Licht kommen"

https://www.youtube.com/watch?v=THz_2UZzFjk