Dienstag, 23. Dezember 2014

14


Seit einiger Zeit sitzt mir ein Kloß im Hals. Ein Kloß der sich einfach nicht mehr runter schlucken lässt. Gepaart mit feuchten, rot umrandeten Augen. Kein schönes Gefühl. Erst Recht kein schöner Anblick. In mir herrscht ein herrliches durcheinander. Mal wieder. Oder immer noch? Ich mag das nicht mehr bewerten. Bin einfach so wie ich bin. Leide heimlich. Leide still.

Nach Außen immer perfekt. Geradezu adrett. Mit viel Witz und Charme wickle ich meine Gegenüber schnell um den Finger. Ein Lächeln hier, ein lautes auflachen da, mein Publikum liegt mir zu Füßen. Jedes Mal aufs Neue lasse ich mich für meine Darbietung beklatschen. Genieße den Mittelpunkt. Sonne mich der Aufmerksamkeit die mir zu Teil wird. Fühle mich einen kurzen Moment vollkommen. Und doch nicht ganz. Wenn der Vorhang fällt. Eine dumpfe Stille empfängt mich. Mit dem Vorhang fällt auch meine eiserne Maske.

Kaltes schwarzes Wasser, mischt sich mit heißen, salzigen Tränen. Leises Schluchzen. Gutes Zureden. Lautes Ausatmen. Ein Stöhnen entfleucht meinen Lungen.

Kraftlos schlurfe ich Richtung Bett. Einsam liege ich da in der Dunkelheit. Meine Gedanken  zwingen mich in einen unruhigen Schlaf. Kurz bevor ich in die Welt der Träume gleite, der Moment in dem das Gehirn nicht mehr in der Lage ist Traum und Wirklichkeit auseinander zu halten; da sehe ich Dich. Mich in Deinem Arm. An dem schönsten Platz der Welt. Bevor ich endgültig einschlafe wird mir ganz wohlig und warm. Ein Gefühl nach dem ich mich schon so lange sehne.

Jahresenddepression

Neues Wort gelernt: Jahresenddepression. Ich glaube da befinde ich mich auch. Oder ich hoffe, dass es nur das ist...

Sonntag, 21. Dezember 2014

13

Und dann sind da diese Tage, an denen ich so oft an Dich denke. Mit jedem Gedanken den ich an Dich verschwende, verliere ich mich ein Stück mehr.


Ich suche nach gemeinsamen Erlebnissen, durchforste meine Erinnerung nach den schönen Momenten die wir hatten. Dennoch ein Hoffnungsschimmer. Ich bin an einem Punkt angekommen an dem ich weiß, dass es ein "wir" nie gab. Kein "Gemeinsam". Und so schwelge ich in Erinnerungen an Dich und mich.


So oft habe ich mein Handy in der Hand und sehe schon Dein Bild. Meine Augen füllen sich mit Tränen. Bevor ich etwas tippen kann, verschwimmt die Ansicht, verschwimmen die Gedanken. Bis zu dem Moment in dem ich wieder an Dich denken muss.


Die Frage "Wie es Dir geht" bleibt unbeantwortet. Steht im leeren Raum.


Ich bewundere Dich dafür, dass Du die Kraft hast einen sauberen Schnitt zu ziehen. Den Teil Deines Lebens erfolgreich weg gesperrt hast. Doch während ich diesen Gedankengang gehe, muss ich einsehen, dass da für Dich nie etwas war, dass einen sauberen Schnitt gebraucht hätte. Was ein weg sperren nicht nötig macht.


"Ey du wickelst mich zu leicht um deinen Finger, wenn du durch deine blauen Augen guckst wie immer ich bin hypnotisiert, wenn du vorbei marschierst es wird jeden Tag ein kleines bisschen schlimmer (...)"


aus Flash mich on Mark Forster

12



Ich atme tief aus. Ein so qualvolles stöhnen, dass ich selbst schon lange nicht mehr hören kann. Keiner da der mich hört. Keine Worte um diese Last zu formulieren. Kein Ende in Sicht.


An diesem Punkt der Verzweiflung fließt der Alkohol in rauen Mengen, der Wunsch nach Betäubung ist stärker als die Vernunft. Ich versuche mich abzulenken. Der Weg führt wie schon so oft auf die sündige Meile. Ich halte mich an meinem Glas fest; suche Deine Blicke. Doch Du siehst mich nicht. Mein Blick, so starr wie bei einem, auf der Landstraße vom Lichtkegel erfasstem Reh. Stumpf stoße ich an den lachenden Menschen an. Kurz vor der Besinnungslosigkeit empfängt mich Deine Umarmung. Ein Flüstern. Ein Wispern. Heißer Atem an meinem Ohr. Feuchte Küsse auf meinen Lippen. Bevor mich die Dunkelheit in ihre Arme schließen kann, zieht mich Deine Hand aus der Hitze. Unter dem klaren Nachthimmel fällt es mir schwer das Gleichgewicht zu halten. Meine Adresse kenne ich noch. Hitze. Begierde. Kurzes Aufflammen von Leidenschaft. Ein wohliges Gefühl. Für den Moment scheint alles perfekt. Doch der Morgen kommt schneller als erhofft. Ich höre noch das klappen der Tür. Müde schließe ich die Augen.


"Ich hab erst mal so getan, als ob es nicht interessiert,
doch schon beim zweiten traurigen Lied hab ich kapituliert.
Ich bin raus unter Leute, hab andere Augen angelacht, (...)"



aus Nichts geht mehr von Johannes Oerding